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Wachstum im Gleichgewicht: Tag des Handwerks 2025 im Zeichen von Qualität, Verantwortung und Zukunft

18.10.2025 |

Unter dem Motto „Wachsen um jeden Preis?“ fand der Tag des Handwerks 2025 heute in Bozen in Anwesenheit zahlreicher Gäste statt.

Thematisiert wurde, wie Südtirols Handwerksbetriebe zwischen ökonomischem Druck, Qualitätsanspruch und Nachhaltigkeit ihren Weg finden können – ohne dem Wachstumszwang blind zu folgen.

Ein Auftakt mit klaren Botschaften
lvh-Präsident Martin Haller eröffnete die Veranstaltung mit einem eindringlichen Appell an Selbstbewusstsein und Verantwortung: „Das Handwerk steht für Beständigkeit, Qualität und Verlässlichkeit. Wir müssen nicht um jeden Preis wachsen, sondern unser Fundament festigen, indem wir die Werte leben, die uns ausmachen.“
In einer Videobotschaft bezeichnete Landeshauptmann Arno Kompatscher die Handwerkerinnen und Handwerker als „tragende Säulen unseres Landes“ und hob ihre zentrale Rolle für Gesellschaft und Wirtschaft hervor. Auch Landeshauptmann-Stellvertreter und Wirtschaftslandesrat Marco Galateo würdigte den Beitrag der kleinen Betriebe zur heimischen Wirtschaft: „Das Handwerk verkörpert Kompetenz, Nähe und Vertrauen. Diese Eigenschaften verleihen unserer Wirtschaft Stabilität und Identität.“
Zu aktuellen wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Themen – darunter der Ausbau von Dienstwohnungen, die Einführung einer einheitlichen Dateneingabe für Unternehmen sowie die Bedeutung klarer Rahmenbedingungen für das Tourismusland Südtirol, von dem alle Wirtschaftszweige profitieren – nahmen auf der Bühne die Landesräte Peter Brunner, Christian Bianchi und Luis Walcher Stellung.

Drei Länder – drei Perspektiven
Im ersten Programmpunkt kamen Vertreter aus Bayern, Tirol und Südtirol zu Wort. Franz Xaver Peteranderl, Präsident der Handwerkskammer für München und Oberbayern, Franz Jirka, Spartenvertreter für Gewerbe und Handwerk der Wirtschaftskammer Tirol, und lvh-Vizepräsident Hannes Mussak beleuchteten die aktuellen Chancen und Herausforderungen des Handwerks zwischen Wettbewerbsdruck und gesellschaftlicher Wertschätzung.
Nach einer musikalischen Einlage folgte die Keynote des Schweizer Ökonomen Prof. Mathias Binswanger, der das wirtschaftliche Dilemma des Wachstumszwangs analysierte. Er plädierte für neue Formen nachhaltigen Wirtschaftens: „In einer kapitalistischen Wirtschaft ist Wachstum kein Dürfen, sondern ein Müssen. Doch dieser Zwang setzt viele Unternehmen unter Druck – auch jene, die gar nicht expandieren wollen“, erklärte Binswanger. „Bürokratie, Fachkräftemangel und steigende Kosten erschweren es zusätzlich, nachhaltig zu wirtschaften. Wir müssen neue Wege finden, wie Betriebe Stabilität schaffen können, ohne ständig größer werden zu müssen – etwa durch Spezialisierung, Qualität und Innovation“, unterstrich der Ökonom.

Handwerk in allen Größen – Vielfalt als Stärke
In einer lebendigen Gesprächsrunde berichteten vier Unternehmerinnen und Unternehmer über ihre Wege zwischen Stabilität, Innovation und Teamgeist. Tania Marcadella, Fotografin und Ein-Personen-Unternehmen, sagte: „Bewusst klein zu bleiben bedeutet Freiheit – die Freiheit, Qualität zu sichern und authentisch zu bleiben.“ Sara Perathoner, Karosserietechnikerin, hob den Zusammenhalt im Betrieb hervor: „Wachstum heißt für mich, Mitarbeitende zu fördern und gemeinsam besser zu werden – nicht, immer größer zu werden.“ Jessica Schwienbacher, Geschäftsführerin eines Tiefbauunternehmens mit rund 20 Mitarbeitenden, erklärte: „Wir entwickeln uns Schritt für Schritt weiter, aber nie auf Kosten der Verlässlichkeit. Dieses Vertrauen ist unser größtes Kapital.“ Thaddaeus Mader, Geschäftsführer der Mader GmbH mit über 100 Mitarbeitenden, brachte es abschließend auf den Punkt: „Wachstum braucht Struktur und Verantwortung. Nur wer Stabilität schafft, kann Zukunft gestalten.“

Zukunft Handwerk – Fazit und Ausblick
Zum Abschluss zog lvh-Direktor Walter Pöhl ein klares Resümee: „Die Zukunft des Handwerks liegt nicht im schnellen Wachstum, sondern in der qualitativen Weiterentwicklung – im Entfalten jedes einzelnen Betriebes im Einklang mit seinen Werten. Unsere Aufgabe als lvh ist es, den Betrieben den Rücken freizuhalten – ob beim Kampf gegen Bürokratie, bei der Förderung von Weiterbildung, beim fairen Zugang zu öffentlichen Aufträgen oder bei der Nutzung neuer Chancen durch Digitalisierung und Nachhaltigkeit“, so der lvh-Direktor.

Bei einem anschließenden herbstlichen Brunch bot sich den Teilnehmenden die Gelegenheit, in informeller Atmosphäre weiter zu diskutieren und neue Kontakte zu knüpfen.

Der Tag des Handwerks wurde heuer zum zehnten Mal gemeinsam mit der Gesellschaft für Handwerksmessen München (GHM) und der Handwerkskammer für München und Oberbayern organisiert. Rund 40 Vertreter/innen aus dem bayrischen Handwerk waren wieder zu Gast und trugen dazu bei, die Veranstaltung als zentrale Plattform für Austausch, Inspiration und Branchenstolz weiterzuentwickeln.

Bild 01 (von links): Hannes Mussak (lvh-Vizepräsident), Angelika Wiedmer (lvh-Vorstand), Priska Reichhalter (Landesobfrau der Junghandwerker/innen im lvh), Johanna Santa Falser (lvh-Vorstand), Franz Xaver Peteranderl (Präsident der Handwerkskammer für München und Oberbayern), Daniela Bortolon (Vizelandesobfrau der Frauen im Handwerk), Martin Haller (lvh-Präsident), Jasmin Fischnaller (lvh-Vorstand) und Walter Pöhl (lvh-Direktor) – Foto © evvvolution

Bild 02: lvh-Präsident Martin Haller – Foto © evvvolution

Bild 03 (von links): Franz Jirka Franz (Spartenvertreter für Gewerbe und Handwerk der Wirtschaftskammer Tirol), Xaver Peteranderl (Präsident der Handwerkskammer für München und Oberbayern), Hannes Mussak (lvh-Vizepräsident) und Moderatorin Verena Pliger – Foto © evvvolution

Bild 04 (von links): Tania Marcadella (Marcadella Tania), Sara Perathoner (Da Toni KG), Thaddaeus Mader (Madeer GmbH), Jessica Schwienbacher (Schwienbacher Erdbewegungen GmbH) und Verena Pliger – Foto © evvvolution

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