lvh-Werkstattgespräch 2025: Handwerk zwischen Herausforderungen und Chancen
28.08.2025 |
Zahlen, Fakten und persönliche Einblicke: Das heutige Werkstattgespräch des lvh zeigte, wie stark das Südtiroler Handwerk ist – und wo Politik und Gesellschaft gefordert sind, um seine Zukunft zu sichern.
Beim ersten lvh-Werkstattgespräch in der Werkstatt Battisti1944 in Bozen diskutierten Vertreterinnen und Vertreter des Südtiroler Handwerks zentrale Zukunftsfragen der Branche. Im Mittelpunkt standen die aktuelle Lage des Handwerks, die größten Herausforderungen für die kommenden Jahre sowie das Selbstverständnis des Handwerks als bedeutender Wirtschaftsfaktor.
Handwerk als Fundament der Südtiroler Wirtschaft
„Mit über 15.135 Betrieben, rund 45.000 Beschäftigten und einer jährlichen Wertschöpfung von rund 3,2 Milliarden Euro ist das Handwerk ein entscheidender Pfeiler der Südtiroler Wirtschaft“, leitete lvh-Direktor Walter Pöhl das Werkstattgespräch ein. Dennoch steht es vor spürbaren Herausforderungen: Generationswechsel, leistbarer Wohnraum für Mitarbeitende sowie die zunehmende Bürokratie.
„Das Handwerk leistet Großartiges – aber wir müssen handeln, wo der Schuh drückt, und gezielt unterstützen. Nur so können wir sicherstellen, dass das Handwerk auch künftig seine tragende Rolle in Wirtschaft und Gesellschaft erfüllt“, betonte lvh-Präsident Martin Haller.
Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Nachwuchs – und Bürokratieabbau
Als größte Herausforderungen für das kommende Jahr nannten die lvh-Vertreter Digitalisierung, Nachhaltigkeit, die Nachwuchsgewinnung sowie den Bürokratieabbau. Die ausufernde Verwaltungsaufwand, zum Beispiel bei öffentlichen Ausschreibungen, bringt viele Betriebe an ihre Grenzen. „Komplexe und langwierige Verfahren kosten die Betriebe wertvolle Zeit und Ressourcen. Wir brauchen dringend eine Vereinfachung und Beschleunigung – gerade für kleine Unternehmen, die keine eigenen Verwaltungsabteilungen haben,“ brachte es lvh-Chef Haller auf den Punkt.
Ein bedeutendes Schlüsselthema für das Handwerk ist der Nachwuchs: „Wir müssen jungen Menschen die Attraktivität und Vielfalt handwerklicher Berufe wieder näherbringen. Dazu braucht es frühe Einblicke, Praktika bereits ab 14 Jahren und eine starke Zusammenarbeit mit den Berufsschulen“, betonte lvh-Vizepräsident Hannes Mussak. Begleitung benötigen laut Mussak die Handwerksbetriebe auch im Bereich der Digitalisierung. Mit gezielten Weiterbildungsangeboten, etwa zu Künstlicher Intelligenz, will der Verband die Betriebe auf diesem Weg unterstützen.
Handwerk als Stolz und Identität
Das Handwerk versteht sich nicht nur als Wirtschaftsfaktor, sondern auch als identitätsstiftender Teil Südtirols. Stolz, Leidenschaft und Innovationskraft prägen die Betriebe. „Unsere Handwerkerinnen und Handwerker sind Leistungsträger, die tagtäglich Wertvolles schaffen. Sie verdienen Wertschätzung und Anerkennung auf allen Ebenen“, betonte Haller.
Dass diese Themen in der Praxis hochrelevant sind, bestätigte Franz Runggatscher von Battisti1944: „Für uns ist es entscheidend, das Handwerk wieder attraktiv und spannend zu machen. Wir möchten jungen Menschen – auch Mädchen und Frauen – zeigen, wie vielseitig und modern der Beruf des Schlossers ist. Vielfalt macht unser Handwerk stärker und zukunftsfähiger.“
Auch Simone Zöggeler Battisti unterstrich die Bedeutung sozialer Rahmenbedingungen: „Das Thema Wohnen liegt uns besonders am Herzen. Gerade für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die aus den Tälern kommen, sind bezahlbare Wohnungen in Betriebsnähe unverzichtbar. Nur so können wir Fachkräfte langfristig halten und neue gewinnen.“
Das lvh-Werkstattgespräch machte deutlich: Das Handwerk ist stark, innovativ und unverzichtbar – doch es braucht bessere Rahmenbedingungen und gemeinsame Anstrengungen, um auch künftig erfolgreich zu sein.
Im Bild (von links): Franz Runggatscher, Martin Haller, Simone Zöggeler Battisti, Ferdinand Battisti, Walter Pöhl und Hannes Mussak – Foto: lvh.apa
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