Meilenstein der Sozialpartnerschaft: Südtirol plant Kompetenzzentrum für Arbeitssicherheit im Bauwesen
15.05.2025 |
Ein gemeinsamer Schulterschluss aller maßgeblichen Akteure der Bauwirtschaft markiert einen neuen, ambitionierten Weg in der Arbeitssicherheit: In Südtirol soll ein Kompetenzzentrum für Arbeitssicherheit entstehen – getragen von den wichtigsten Sozialpartnern des Sektors welche das Paritätische Komitee im Bauwesen bilden.
Vertreterinnen und Vertreter des Baukollegiums, des CNA-SHV Südtirol, des Wirtschaftsverbands Handwerk und Dienstleister (lvh.apa), sowie der Gewerkschaften FILCA-CISL/SGB, FILLEA-CGIL/AGB-GBH, FENEAL-UIL T.A.A.S/SGK-BAU und ASGB-BAU haben kürzlich ein entsprechendes Rahmenabkommen unterzeichnet. Ziel ist die Errichtung einer spezialisierten Einrichtung, die den Sicherheitsstandard auf Südtirols Baustellen auf ein neues, zukunftsorientiertes Niveau hebt – fachlich fundiert, praxisnah und nachhaltig. Das Abkommen richtet sich an eine breite Zielgruppe, die alle im Bausektor tätigen Personen umfasst: rund 18.000 Bauarbeiter sowie 2.000 Angestellte in Bauunternehmen. Zusätzlich soll dadurch auch ein weiteres Angebot für Arbeitgeber, Selbstständige und Auszubildende entstehen.
Das Hauptziel dieses spezialisierten Zentrums wird es sein, eine exzellente Ausbildung im Bereich der Arbeitssicherheit im Bauwesen anzubieten. Es wird außerdem auch die zentrale Zertifizierungsstelle für die Mindestqualitätsstandards aller Ausbildungsangebote zur Arbeitssicherheit in der Provinz.
Die geplante Institution ist weit mehr als eine Schulungsstätte: Sie soll zur zentralen Anlaufstelle für Südtirols Bauunternehmen werden, wenn es um Prävention, Risikoanalyse, Notfallmanagement oder Sicherheitskultur geht. Bestehende Kompetenzen sollen gebündelt und systematisch weiterentwickelt werden – durch technisches Know-how, strategische Beratung und zielgruppenspezifische Kommunikation. In diesem Kontext wird das Ausbildungszentrum auch unterstützende Dienstleistungen für Unternehmen anbieten, wie beispielsweise technische Inspektionen auf Baustellen, um die Einhaltung der Sicherheitsvorschriften zu überprüfen.
Gerade in einer Branche, die sich durch hohe Dynamik, komplexe Abläufe und vielfältige Gefährdungspotenziale auszeichnet, wird die Schaffung einer strukturellen, interdisziplinären Plattform als entscheidender Schritt für nachhaltige Verbesserungen gewertet.
Ein zentrales Element des Vorhabens ist die Bündelung und Weiterentwicklung bestehender Sicherheitskompetenzen. In Südtirol gibt es bereits eine Vielzahl von Akteuren, die sich mit Arbeitsschutz befassen. Das Kompetenzzentrum soll als Netzwerk-Knotenpunkt fungieren, der vorhandenes Wissen systematisch zusammenführt, aktualisiert und in konkrete betriebliche Maßnahmen übersetzt.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem engen Austausch zwischen Sozialpartnern, Betrieben, Arbeitnehmenden und Bildungseinrichtungen. Die Initiatoren sehen in der interinstitutionellen Zusammenarbeit einen klaren Mehrwert. Denn nur wenn Unternehmen, Gewerkschaften, Schulen und Fachleute kontinuierlich im Gespräch bleiben, lassen sich Sicherheitsstandards wirksam und dauerhaft implementieren.
Schließlich wird das Zentrum dafür sorgen, dass Sicherheitsstandards nicht als externe Vorgaben, sondern als Bestandteil unternehmerischen Handelns verstanden werden. Die langfristige Vision ist die nachhaltige Integration von Sicherheitsaspekten in alle betriebliche Abläufe – von der Lehrlingsausbildung bis zur Unternehmensführung.
Dass ein solches Projekt nun konkret angegangen wird, ist nicht zuletzt der konsequenten Vorarbeit der Sozialpartner zu verdanken. In den vergangenen Jahren wurden bereits zahlreiche Initiativen umgesetzt, um das Sicherheitsbewusstsein am Bau zu erhöhen – etwa Präventionskampagnen, Informationsmaterialien oder branchenspezifische Weiterbildungen. Mit dem Kompetenzzentrum wird nun ein struktureller Rahmen geschaffen, um all diese Maßnahmen zu konsolidieren, strategisch weiterzuentwickeln und flächendeckend zugänglich zu machen.
Einigkeit herrscht unter den beteiligten Partnern auch hinsichtlich der Zielsetzung: Es gehe nicht nur um die Erfüllung gesetzlicher Auflagen, sondern um eine Kultur der Sicherheit, die mit Überzeugung getragen wird. Südtirols Bauwirtschaft könnte damit – auch über die Landesgrenzen hinaus – zum Vorreiter in Sachen Arbeitssicherheit werden.
Im Bild: Die Vertreterinnen und Vertreter der Sozialpartner – Foto © lvh.apa
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