Menü close
Wofür interessieren Sie sich?
DE
Home > Öffentliche News > 2026: Fazit aus Sicht des Handwerks

2026: Fazit aus Sicht des Handwerks

22.12.2025 |

2026 wird für das Südtiroler Handwerk ein Jahr der Feinjustierung: stabile Rahmenbedingungen treffen auf bekannten Entwicklungsbedarf bei Arbeitskräften, Investitionen und Digitalisierung.

Zum Jahresende zieht der Wirtschaftsverband Handwerk und Dienstleister lvh.apa eine klare Bilanz: 2025 war für das Südtiroler Handwerk ein stabiles, aber herausforderndes Jahr. Die Betriebe haben einmal mehr gezeigt, wie resilient, anpassungsfähig und zukunftsorientiert sie sind – trotz struktureller Probleme, die sich weiter zuspitzen.

Ein Jahr der Stabilität – trotz anhaltender Bremsfaktoren

„Das Südtiroler Handwerk hat auch 2025 bewiesen, dass auf seine Leistungsfähigkeit Verlass ist“, betont lvh-Präsident Martin Haller. „Wir sehen robuste Auftragslagen in vielen Branchen, hohe Qualität und eine enorme Bereitschaft zur Innovation. Gleichzeitig dürfen wir nicht übersehen, dass uns zentrale Themen weiterhin bremsen: der Mangel an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, der hohe digitale Anpassungsdruck, der fehlende leistbare Wohnraum und die zunehmende Bürokratie.“

Der Fachkräftemangel bleibt dabei das strukturell größte Risiko. „Das Handwerk hat Arbeit – was fehlt, sind die Menschen, die sie ausführen können“, so Haller. „2025 hat deutlich gemacht: Ausbildung, Qualifizierung und Arbeitskräftepolitik müssen ganz oben auf der Agenda bleiben.“

Auch die Digitalisierung ist längst kein Zukunftsthema mehr, sondern operative Realität: digitale Baustellenabläufe, automatisierte Prozesse, E-Commerce, KI-gestützte Planung. Doch kleinere Betriebe geraten zunehmend unter Druck. lvh-Vizepräsident Hannes Mussak formuliert es so: „Die Digitalisierung ist Chance und Stressfaktor zugleich. Viele Betriebe haben große Schritte gemacht – aber sie brauchen einfachere Zugänge, weniger Regulierung, mehr Unterstützung und praxisnahe Lösungen.“

Ein zusätzlicher Belastungsfaktor: Wohnraum. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden schwer leistbare Wohnungen in Arbeitsplatznähe, was die Rekrutierung massiv erschwert. Dieser Engpass wirkt sich direkt auf die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe aus.

Und auch 2025 zeigte erneut: Bürokratie bleibt einer der stärksten Kostentreiber. Haller bringt es auf den Punkt: „Leider sind die verwaltungstechnischen Aufwände nach wie vor sehr hoch. Der lvh bemüht sich gemeinsam mit den politischen Vertreterinnen und Vertreterin spürbare Entlastungen zu erzielen, allerdings mahlen die Bürokratiemühlen sehr langsam. Klar ist jedoch, dass wir nicht jedes Jahr neue Pflichten brauchen, sondern endlich echte Erleichterungen in kleinen Schritten.“

Ausblick 2026: Haushalte in Bozen und Rom prägen die Rahmenbedingungen

Mit dem Landeshaushalt 2026 und dem italienischen Staatshaushalt liegen nun jene Weichenstellungen vor, die die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im kommenden Jahr bestimmen werden. lvh-Direktor Walter Pöhl bringt es auf den Punkt: „Die Entscheidungen in Bozen und Rom bestimmen maßgeblich, wie viel Spielraum unsere Betriebe tatsächlich haben – ob bei Investitionsanreizen, Ausbildungsförderungen oder administrativen Erleichterungen.“

Im steuerlichen Bereich zeichnen sich sowohl Entlastungen als auch strukturelle Anpassungen ab. Für private Steuerzahler sind u.a. die mäßige Reduzierung des Steuersatzes von 35% auf 33% für mittlere Einkommen, neue Vorgaben für Kurzzeitvermietungen sowie die Bestätigung der bisherigen Abzüge für Sanierungen und den Ecobonus vorgesehen. Diese Letzteren könnten ein Impuls für Sanierungsprojekte bedeuten. Unternehmen sollten von der erneuten Möglichkeit, Immobilien oder bestimmte Güter begünstigt zu übertragen bzw. aus dem Betriebsvermögen zu entnehmen profitieren. Hinzu sollte eine erleichterte Regelung für ältere Steuerschulden kommen. Mit der Rückkehr der Hyperabschreibung auf neue Investitionsgüter setzt der Staat zudem einen deutlichen Investitionsimpuls.

Parallel dazu setzt das Land mit Investitionen in Infrastruktur, Mobilität, Wohnen und Bildung zentrale Akzente. Diese Bereiche sind für die Standortqualität Südtirols entscheidend und stärken mittel- wie langfristig die Voraussetzungen für Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit. Damit ergeben sich für das Handwerk sowohl Chancen durch neue Aufträge als auch wichtige strukturelle Verbesserungen.

Die Summe dieser Maßnahmen bestimmt maßgeblich, wie sicher Betriebe planen können – von Liquidität über Investitionsentscheidungen bis hin zur Personalentwicklung. Genau deshalb, so Pöhl, brauche es eine konsequente Entlastung bei den administrativen Abläufen: „Unsere Betriebe brauchen weniger Papier, weniger Warten, weniger Hürden – und mehr Raum für Wertschöpfung. Der Staat und das Land müssen 2026 konsequent daran arbeiten.“

Was auf das Südtiroler Handwerk 2026 zukommt

Das Jahr 2026 wird für das Südtiroler Handwerk von wichtigen Anpassungsprozessen begleitet. Die wirtschaftlichen Aussichten bleiben insgesamt stabil, zugleich stehen die Betriebe vor bekannten strukturellen Aufgaben: Der Fachkräftemangel bleibt ein zentraler Punkt, der die Planung und Kapazitäten vieler Unternehmen beeinflusst. Auch Investitionen entwickeln sich verhalten, obwohl genannte steuerliche Anreize zusätzliche Möglichkeiten eröffnen.

Parallel dazu laufen Entwicklungen weiter, die den betrieblichen Alltag zunehmend prägen – etwa Digitalisierung, zunehmender zeitlicher Druck und der nach wie vor zunehmende bürokratische Aufwand.  Die Situation am Wohnungsmarkt wirkt sich weiterhin auf die Gewinnung von Arbeitskräften aus, und mehrere gesetzliche Anpassungen in Rom und Bozen bringen 2026 neue organisatorische Anforderungen mit sich. Insgesamt bleibt für die Betriebe daher wichtig, dass Verwaltungsprozesse möglichst einfach und praktikabel gestaltet werden und dass Förder- und Unterstützungsmaßnahmen zielgerichtet wirken.

Präsident Haller zeigt sich zuversichtlich: „Das Handwerk bleibt ein verlässlicher Teil der Südtiroler Wirtschaft. Wenn wir 2026 gemeinsam an Ausbildung, Vereinfachung und leistbarem Wohnraum arbeiten, schaffen wir gute Voraussetzungen für eine stabile Entwicklung.“

Im Bild (von links): Hannes Mussak, Walter Pöhl und Martin Haller – Foto © Harald Wisthaler

Von den Vorteilen für lvh-Mitglieder profitieren
Noch offene Fragen?

Keine Sorge: Kontaktieren Sie uns einfach.
Wir sind gerne für Sie da!

1
/
1
Headset vor Telefon auf einem Bürorahmen